Diabetische Begleiterkrankungen

Sport bei Diabetes und Bewegung trotz Neuropathie? Das tut gut!

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Sport und Fitness, aber auch ganz allgemein Bewegung – wie etwa ein Spaziergang im Grünen – steigern die Lebensqualität. Wer Sport macht und schwitzt, hat am Abend das befriedigende Gefühl, etwas für seinen Körper getan zu haben – und tut damit auch seiner Psyche etwas Gutes. Aber wie ist es mit Sport bei Diabetikern? Und wie verhält es sich mit Personen, die mit diabetischen Folgeerkrankungen wie einer diabetischen Neuropathie leben? Können auch sie Sport machen und wenn ja, worauf müssen sie achten?

Diabetiker können Sport machen – und sie sollten es auch

Die erste Frage lässt sich leicht beantworten: Natürlich sollten sich auch Diabetiker bewegen und ganz besonders diejenigen mit diabetischer Neuropathie. Die Bewegung verbessert den Zuckerstoffwechsel und kann helfen, sicherer auf den eigenen Beinen zu sein. Dabei muss es nicht gleich Gewichtheben oder Marathon sein – schon etwas mehr Bewegung im Alltag kann einen riesigen Unterschied machen. Besonders schön ist Sport, wenn man ihn in der Gruppe macht. Der Kontakt mit der Gruppe und der Austausch mit anderen Menschen tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, die Lebensqualität erheblich zu steigern.

Bewegung verbessert den Zuckerstoffwechsel und kann helfen, sicherer auf den eigenen Beinen zu sein.

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Studie: Diabetiker mit Neuropathie bewegen sich viel zu wenig

Die Diabetische Neuropathie ist eine häufige Folgeerkrankung des Diabetes. Hierbei werden infolge verschiedener Prozesse die Nervenzellen geschädigt. Besonders häufig sind die für Tastsinn und Bewegungsapparat zuständigen Nerven in den Beinen betroffen. Die Folgen: Die Nerven funktionieren nicht mehr richtig und übermitteln nur noch wenig oder sogar falsche Informationen. Dies kann sich durch taube Gliedmaßen bemerkbar machen, aber auch durch Fehlempfindungen wie Ameisenlaufen oder Kribbeln bis hin zu starken Schmerzen ohne unmittelbaren Auslöser.

In der Folge bewegen sich viele Menschen mit diabetischer Neuropathie zu wenig – und zwar umso weniger, je ausgeprägter ihre Neuropathie ist. Die Erkrankten begeben sich in einen Teufelskreis aus selbst auferlegtem Bewegungsmangel und nervenbedingter Unbeweglichkeit. Dies belegte eine Studie des Instituts für Sportmedizin der Uni Münster: Mithilfe eines Schrittzählers wurde bei 73 Testpersonen ermittelt: Bereits bei beginnender Neuropathie bewegten sich die Studienteilnehmer insgesamt nur wenig. Bei fortschreitender Neuropathie sank ihre Aktivität jedoch noch unter die Kennziffer von Personen, die einen „überwiegend sitzenden Lebensstil“ ausüben. Diesen Lebensstil kann man grob so beschreiben: Vom Bürostuhl ins Auto und von dort auf die Couch.

Darum ist Bewegung bei Diabetes empfehlenswert

Viele Betroffene einer Neuropathie schränken sich in ihrer Beweglichkeit ein, weil sie sich aufgrund der veränderten Körperwahrnehmung und der Taubheit in Fußsohlen und Beinen nicht mehr trauen, weite Strecken zu gehen oder längere Zeit zu stehen – an Sport im engeren Sinne ist gar nicht erst zu denken. Gerade bei einer fortgeschrittenen Neuropathie gehören schwere Stürze zum Krankheitsrisiko. Aber schon die Angst vor einem Sturz und die zunehmende Unsicherheit im eigenen Körper schränken bereits in frühen Krankheitsstadien die Lebensqualität enorm ein. Hier können und sollten Diabetiker mit beginnender Neuropathie aktiv gegensteuern.

Die regelmäßige körperliche Betätigung verbessert das Körpergefühl und die Koordination des sich verändernden Körpers. Dadurch werden die relevanten Muskeln länger erhalten und das Risiko von Stürzen im Alltag reduziert. Auch Schmerzen und andere Neuropathie-Beschwerden wie Kribbeln, Brennen oder Taubheit nehmen während der Bewegung typischerweise ab. Die zusätzliche Bewegung stärkt den Kreislauf, fördert die Durchblutung und damit auch Stoffwechsel und Blutzuckereinstellung. Beginnen Sie das Training jedoch nicht auf eigene Faust, sondern sprechen Sie sich mit Ihrem Arzt ab, damit nötigenfalls Ihre Insulineinstellung angepasst werden kann.

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Geeignete Sportarten für Diabetiker und bei diabetischer Neuropathie

Bei der Auswahl der richtigen Sportart müssen Diabetiker vorsichtig sein. Nicht jede Sportart ist gleich gut für Zuckerkranke geeignet.

Diabetiker und vor allem Neuropathie-Patienten sollten darauf achten, fußschonende Sportarten zu betreiben. Das sind beispielsweise Schwimmen oder Radfahren, je nach Vorliebe kann auch Kraft- bzw. Gerätetraining das Richtige für Sie sein. Ebenso geeignet sind Walken oder einfache Spaziergänge. Im Großen und Ganzen sind alle Sportarten, die Kraft und Ausdauer trainieren und dabei auch auf Beweglichkeit Wert legen, für Diabetiker geeignet. Wichtig dabei ist nur, dass Sie Ihren Sport regelmäßig betreiben. Lassen Sie den guten Vorsatz nicht schon nach wenigen Wochen einschlafen. Dabei gilt: Machen Sie lieber mehrere kurze Einheiten in der Woche als eine intensive Einheit am Wochenende, um Ihren Stoffwechsel schonend an die Anstrengung zu gewöhnen. Zur Steigerung der Motivation und des Durchhaltevermögens ist sportliche Betätigung im Verein oder in der Gruppe natürlich das Beste. So pflegt man nicht nur den eigenen Körper, sondern nebenbei die sozialen Kontakte. Falls Sie sich unsicher auf den Beinen fühlen, gibt Ihnen die Gruppe zusätzliche Sicherheit und Unterstützung.

So gestalten Sie Ihren Alltag aktiver: Diabetes in Bewegung

Mit ein paar einfachen Maßnahmen bringen auch Diabetiker ohne sportlichen Ehrgeiz viel Bewegung in ihren Alltag zurück. Dies sollten Sie natürlich auch beherzigen, wenn Sie regelmäßig zum Sport gehen, um Ihren gesamten Lebensstil aktiver zu gestalten.

Bewegung bei Polyneuropathie: Übungen für die Füße

Für weniger sportbegeisterte Menschen ist beispielsweise regelmäßige Fußgymnastik empfehlenswert. Sie kann einfach nebenher und im Sitzen durchgeführt werden, beispielsweise während Sie fernsehen oder am Esstisch sitzen. Stellen Sie Ihre Füße abwechselnd auf die Zehen und auf die Ferse. Wippen Sie einige Minuten zwischen diesen beiden Positionen hin und her, um die Waden- und die Fußmuskulatur zu beanspruchen. Sie können das Bein auch heben und den Fuß waagerecht von sich wegstrecken. Strecken Sie wieder abwechselnd wie eine Ballerina die Zehen und die Ferse nach vorne oder malen Sie mit Ihren Füßen Kreise in die Luft.

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Bewegung bringt Diabetikern mehr Autonomie im Alltag

Das absolute Mindestmaß an Bewegung im Alltag sollte allerdings sein, dass Sie Ihre Erledigungen wann immer möglich zu Fuß verrichten. Sie werden schon nach kurzer Zeit bemerken, wie das bisschen mehr an Bewegung Sie nicht nur aktiver werden lässt, sondern Ihnen auch viel Autonomie im Alltag zurückgibt. Achten Sie darüber hinaus auf gutes Schuhwerk und Strümpfe ohne störende Nähte. Gerade wenn Sie sich sportlich betätigen, sollten Sie außerdem täglich Fußpflege und eine Fußkontrolle durchführen. Nur so können etwaige Blasen oder Verletzungen, die in Folge einer Neuropathie häufig nicht als schmerzhaft empfunden werden, schnell entdeckt und behandelt werden.

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