Diabetische Begleiterkrankungen

Diabetische Folgeerkrankungen – welche Risiken Diabetes mit sich bringt

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Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland sind von Diabetes betroffen. Die Stoffwechselstörung hat einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel zur Folge. Diabetes entwickelt sich meist schleichend und wird daher in vielen Fällen erst spät erkannt.

Risiken des schlecht regulierten Blutzuckers sind Begleit- oder Folgeerkrankungen, die häufig gefährlicher als die eigentliche Diabeteserkrankung sind. Die Ursache für die verschiedenen Begleit- und Folgeerkrankungen von Diabetes liegt stets im zu hohen Blut-Glucose-Wert der Betroffenen – der Glucose-Abbau in den Zellen ist überlastet und Sauerstoffradikale, genauer: Superoxid-Anion-Radikale werden frei, die die weiteren Komplikationen auslösen. Sie schädigen zuerst die feinen, später auch die größeren Blutgefäße und führen dadurch langfristig zu Nervenschäden, Sehstörungen und Nierenversagen. Das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöht sich durch die Thrombose- und Arteriosklerosegefahr deutlich.
Diabetische Begleit- und Folgeerkrankungen treten bei vielen Patienten auf – es ist sehr wichtig, das Risiko frühzeitig zu erkennen.

Diabetische Neuropathie – Nervenschäden durch Diabetes

Da durch die Folgen eines hohen Blutzuckers die Blutgefäße beschädigt werden, werden auch die Nerven, die für den Tastsinn und den Bewegungsapparat verantwortlich sind, durch diese nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gemeinsam mit weiteren durch die Hyperglykämie bedingten Stoffwechselprozessen (etwa die vermehrte Entstehung sog. AGEs, „advanced glycation end products“, also modifizierte Proteine und/oder Lipide) führt dies dazu, dass die Nerven nach und nach absterben. AGEs, die Abfallprodukte des Stoffwechsels, erhöhen einerseits die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies und beeinträchtigen die antioxidativen Systeme; andererseits nimmt die Bildung von AGEs unter oxidativen Bedingungen weiter zu, sodass ein Teufelskreis in Gang gesetzt wird. Die diabetische Neuropathie, eine der häufigsten Folgeerkrankungen des Diabetes, tritt ein. Beinahe jeder dritte Zuckerkranke ist davon betroffen und leidet unter den starken Einschränkungen, die diese Krankheit im Alltag mit sich bringt. Je weiter die Nervenenden vom Herzen entfernt sind, desto stärker sind sie von einer Unterversorgung bedroht. Dementsprechend sind meist zuerst die feinen Nerven in den Beinen betroffen, die für die Übermittlung von Schmerz und Temperatur verantwortlich sind. Auch das autonome Nervensystem des Körpers kann von der Neuropathie betroffen sein. Es ist für die autonome Steuerung von Organen und Körperfunktionen zuständig und ist nicht bewusst vom Menschen beeinflussbar.

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Die Symptome einer diabetischen Neuropathie

Die diabetische Neuropathie kann sich – je nachdem, welche Nerven akut betroffen sind – auf unterschiedliche Art und Weise äußern:

  • Verlust von Tastsinn, Schmerz- und Temperaturempfinden
  • Taube Gliedmaßen oder Lähmungen
  • Chronische Schmerzen
  • Kribbeln oder Ameisenlaufen in den Gliedmaßen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Blasenschwäche oder Erektionsprobleme

Auch die Anzeichen einer bei Diabetes gefährlichen Unterzuckerung nehmen die Betroffenen durch die Nervenstörung unter Umständen schlechter wahr. Aus diesem Grund ist Vorsicht stets besser als Nachsicht, und eine präventive Behandlung hat einen hohen Stellenwert.

Diabetische Neuropathie richtig behandeln

Die Behandlung der diabetischen Neuropathie sollte stets anhand der drei wichtigen Säulen erfolgen:

  • Optimierung der Blutzuckerregulation durch eine entsprechende Lebensstiländerung und sofern notwendig, die richtige Medikamenteneinstellung
  • Symptomatische Therapie mit entsprechenden zentral wirkenden Medikamenten
  • Blockierung pathogener Stoffwechselwege durch Benfotiamin, um ein Fortschreiten der Krankheit und das Auftreten von Spätschäden zu verhindern wie die zuvor erwähnte Bildung von AGEs
Diabetischer Fuß – häufig durch diabetische Neuropathie verursacht

Ausgelöst durch eine diabetische Neuropathie, oder in selteneren Fällen eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, kann es im Ernstfall dazu kommen, dass ein Fuß amputiert werden muss. Durch das Absterben der Nerven in den Beinen werden Verletzungen und Druckstellen von Patientinnen und Patienten selbst nicht bemerkt. Die Wunden können sich leicht infizieren und heilen durch die gestörte Durchblutung nur sehr schlecht wieder ab. Um die Verletzungen können sich Geschwüre bilden, die Gewebe und Knochen angreifen, bis der Fuß nicht mehr zu retten ist. Vorsorge und regelmäßige Kontrolle der Füße sind unverzichtbar, um auch kleine Verletzungen frühzeitig zu erkennen und gefährlichen Entzündungen vorzubeugen.

Diabetische Begleiterkrankungen früh erkennen und vorbeugen

Wenn Diabetes festgestellt wurde, sollten auch eventuell bereits eingetretene Folgeerkrankungen überprüft werden. Diabetes-Patienten sollten sich im weiteren Krankheitsverlauf in regelmäßigen Abständen auf Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen untersuchen lassen, um mögliche diabetische Folgeerkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Neben einem ausführlichen Patientengespräch, bei dem die häufigsten Symptome abgefragt werden, prüft der Arzt Blutdruck und Reflexe. Mit dem Stimmgabeltest, bei dem eine angeschlagene Stimmgabel an den Fuß gehalten wird, wird die Empfindlichkeit der Nerven auf die Wahrnehmung von Vibrationen überprüft.

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Thrombosegefahr und periphere arterielle Verschlusskrankheit als Diabetes-Folgeerkrankung

Durch die Schädigung der Gefäßwände bilden sich dort mit der Zeit Kalkablagerungen – es kommt zur Arteriosklerose und der Blutfluss durch die enger werdenden Adern wird geringer. Dadurch kann nicht mehr genug Sauerstoff überall dorthin gelangen, wo er dringend gebraucht wird. Zusätzlich können sich Blutgerinnsel an den Kalkablagerungen bilden. Das Risiko für einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall durch die Thrombosen und sich ablösende Gefäßverkalkungen steigt drastisch an. Besonders Typ 2-Diabetiker sind durch die häufig einhergehenden Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck besonders von einem Schlaganfallrisiko betroffen, doch auch Diabetes Typ 1-Patienten sind anfälliger als nicht erkrankte Menschen.

Vorsorge und regelmäßige Kontrolle der Füße sind unverzichtbar, um auch kleine Verletzungen frühzeitig zu erkennen und gefährlichen Entzündungen vorzubeugen.

Die Schaufensterkrankheit als Folgeerkrankung von Diabetes

Findet die Verengung der Blutgefäße in den Arterien der Beine statt, spricht man von peripherer arterieller Verschlusskrankheit (paVK). Sie äußert sich anfangs durch Kältegefühl und Kribbeln, später durch Schmerzen in den Beinen, vor allem beim Gehen. Da Betroffene daher häufig stehenbleiben und eine kurze Pause einlegen müssen, wird die Krankheit umgangssprachlich auch „Schaufensterkrankheit“ genannt. Von einem entspannten Bummel durch die Innenstadt kann jedoch keine Rede sein – in schweren Krankheitsverläufen kommt es zu einem kompletten Absterben der Blutgefäße und das betroffene Bein oder der Fuß muss amputiert werden. Da sich die ersten Beschwerden erst einstellen, wenn eine Arterie bereits zu 90 Prozent verschlossen ist, ist Vorbeugung das A und O, um schwere Spätfolgen zu vermeiden.

Nierenschäden durch Diabetes – Folgeerkrankung diabetische Nephropathie

Die Schädigung der Blutgefäßwände, ausgelöst durch einen dauerhaft zu hohen Blutzuckerspiegel, betrifft auch die feinen Blutgefäße, die sogenannten Kapillaren in den Nieren. Wenn die Nierenkörperchen dadurch nach und nach ausfallen, wird die für die Entgiftung des Körpers wichtige Filterfunktion der Nieren immer schlechter. Etwa jeder zehnte Diabetes-Patient leidet unter durch Diabetes ausgelöste Nierenschäden. Sie können bereits in einem frühen Stadium des Diabetes auftreten und lange Zeit unbemerkt fortschreiten. Typische Symptome und Vergiftungserscheinungen, wie beispielsweise eine Gelbfärbung der Augen und der Haut, treten bei vielen Betroffenen erst in einem späteren Krankheitsstadium ein. Im schlimmsten Fall kann eine Niere ihre Funktion komplett einstellen – Abhilfe schafft dann nur noch eine Dialyse oder eine Nieren-Transplantation. Ein Bluttest kann bereits in frühen Stadien des Krankheitsverlaufs Aufschluss über eine vorliegende Krankheit geben. Er sollte regelmäßig durchgeführt werden.

Diabetes-Folgeerkrankung Netzhautschaden – diabetische Retinopathie

Auch die Kapillaren in der Netzhaut sind von den Folgen des erhöhten Blutzuckerspiegels betroffen. Die diabetische Retinopathie ist eine häufige Erblindungsursache. Die feinen Blutäderchen in der Netzhaut sterben ab, es entstehen Gefäßaussackungen und Gefäßverschlüsse. Neue Adern bilden sich, um den Verlust der abgestorbenen Blutadern auszugleichen. Diese können jedoch leicht reißen und eine Netzhautablösung verursachen. Zusammen mit anderen vorbeugenden Maßnahmen kann eine Laserbehandlung der Netzhaut helfen, eine Verschlechterung der Symptome aufzuhalten.

Ein gesunder Lebensstil hilft, diabetischen Folgeerkrankungen vorzubeugen

Es gibt einige Maßnahmen, die Diabetes-Patienten ergreifen können, um einem Eintreten (Verringerung des Erkrankungsrisikos) oder Fortschreiten der verschiedenen Diabetes-Folgeerkrankungen vorzubeugen.

  • Weitgehender Verzicht auf Alkohol und Zigaretten
  • Gesunde, ausgewogene Ernährung
  • Bewegung und Vermeidung von Übergewicht
  • Gut eingestellte Werte für Blutzucker, Blutdruck und Blutfett

Rauchen greift die Blutgefäße an und kann die durch den hohen Blutzuckerwert ohnehin angegriffenen Blutadern zusätzlich gefährden. Das Nervengift Alkohol ist vor allem bei einer diabetischen Neuropathie zu vermeiden. Die nach dem Genuss eines Drinks mit dem Alkoholabbau beschäftigte Leber kann in dieser Zeit ihrer blutzuckerregulierenden Aufgabe nicht mehr richtig nachkommen. Das kann zu einer Unterzuckerung führen.

Es ist zudem darauf zu achten, dass auch die Einnahme von bestimmten Diabetes-Medikamenten zu einer Schädigung der Blutgefäße führen kann – der Wirkstoff Metformin führt zu einem niedrigen Vitamin-B12- und Folsäurespiegel. Diese Vitamine sind jedoch dafür verantwortlich, den Homocystein-Stoffwechsel zu regulieren. Ein erhöhter Homocystein-Spiegel kann seinerseits zu einer Schädigung der Blutgefäße führen. Über Umwege kann es so geschehen, dass die Medikation ungewollt die typischen Diabetes-Folgeerkrankungen auslöst. Ein Blutcheck auf diese wichtigen B-Vitamine ist daher bei einer dauerhaften Einnahme von Diabetes-Medikamenten unerlässlich.

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